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Preisträger 20
Das Gebäude nimmt den städtebaulich disparaten Kontext souverän auf, reagiert auf die Umgebung und tritt durch seine Formensprache in ein Zwiegespräch mit der dominierenden Postmoderne.
Die Wahl des Baustoffs Beton bezieht sich nicht nur auf die konstruktiven Aspekte der Architektur. In der äußeren Ansicht greifen die Architekten mit ihrer Materialwahl die bestehende "Stein"-Architektur der Nachbargebäude auf und interpretieren diese in einem modernen Kontext neu. Im Inneren strahlt der Sichtbeton durch seinen stringenten Einsatz jene Ruhe aus, die Besucher von einer Bibliothek erwarten.
Die Architekten gaben dem in der Nachkriegszeit aus den Fugen geratenen Stadtraum wieder Halt. Das Haus nimmt die Materialität der bestehenden Württembergischen Landesbibliothek auf: Die Wandfelder der gefächerten Fassade lassen an die Kupferverkleidung des alten Lesesaals denken, Sichtbeton in feiner Bretterschalung erinnert an die 1970 von Horst Eduard Linde entworfene Landesbibliothek. Zugleich schlägt der Erweiterungsbau eine Brücke zum Sandstein der benachbarten Stirling-Bauten. Die Sichtbetonfassade ist als Ortbetonschale mit Kerndämmung vor die tragenden Betonwände gehängt.
Nach ihrer Erweiterung präsentiert sich die größte wissenschaftliche Bibliothek Baden-Württembergs als lichter, einladender Lern- und Begegnungsort. Stark vergrößert wurden Freihand- und Lesebereiche sowie die Magazinflächen. Der zentrale Lesesaal nimmt rund 250.000 Medien auf. Dazu kommen rund 500.000 Bände des Freihandmagazins. Im zweiten und dritten Obergeschoss sind die Leseplätze direkt an der gefächerten Fassade untergebracht. Im Dachgeschoss, wo Tageslicht zenital einfällt, liegen sie hingegen geschützt im Inneren des Hauses. Die handwerklich aufwendige Schalung mit sägerauen Brettern sorgt für eine lebendige Atmosphäre.
Entstanden sind klare Räume, perfekt für Forscher und die interessierte Öffentlichkeit.