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Lobende Erwähnung 08
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Wie stabilisiert man morsche Umfassungswände aus der Renaissancezeit und wie schützt man wertvolles historisches Bibliotheksgut vor schädlichen Klima- und Lichteinflüssen? Die Architekten beantworteten diese Frage mit dem Haus-im-Haus-Motiv als ideale Lösung mehrerer Probleme. Der in das ausgekernte Gebäude eingestellte, anthrazit eingefärbte Betonkubus mit den Archivgeschossen ist ein eigenständiger, zeitgenössisch gestalteter Baukörper, der mit seinen „Hutzen“, durch die Fensterschlitze stoßenden Lichtschächten, gleichzeitig die Außenwände fixiert, das wenige notwendige Licht ins Magazin holt und das Innenleben des Bauwerks von außen ablesbar macht. Im Inneren wirkt er umso kraftvoller, da seine Oberfläche grob scharriert wurde. Andere Oberflächen sind glatt geschalt oder durch strukturierte Schalungsmatritzen ornamentiert. So wurden viele besondere Gestaltungsmöglichkeiten des Betons ausgenutzt. Beherzt grellfarbige Einbauten wie der gelbe Ausgabetresen, die pinkfarbene Garderobe oder das giftgrüne Treppenhaus sind als Kontrastprogramm zum dunkelgrauen Betonmassiv und zu den historischen Bauteilen gedacht und lassen Langeweile nicht aufkommen. So bleiben alle modernen Eingriffe durch die heutige Architektursprache erkennbar und verfolgen ein Grundprinzip der Denkmalpflege: qualitätvoller und einfühlsamer Weiterbau des Denkmals mit zeitgenössischen Mitteln." Begründung der Jury des Architekturpreises Beton 2008